BAUREPORTAGE MEHRZWECKHALLE RINGGENBERG

 

Ausgangslage

 

Seit etlichen Jahren bestand in der Gemeinde Ringgenberg-Goldswil die Notwendig- keit nach einer zweiten Turnhalle und einem grösseren Saal – nach Möglichkeit mit einer Bühne ausgestattet – für den Turnbetrieb der Schule und verschiedenen Anlässe der zahlreichen sehr aktiven Vereine in der Gemeinde.

 

Bereits im Jahre 1995 wurde in Zusammenhang mit der damaligen Schulerweiterung

und Intergration der Sekundarschulstufe von unserem Architekturbüro ein Projekt für ein Mehrzweckgebäude mit Turnhalle und separatem Saal mit Bühne ausgearbeitet. Obwohl das damalige Projekt breite Zustimmung bei der Bevölkerung fand und der notwendige Baukredit gesprochen worden war, musste aufgrund der verschlechter- ten Finanzlage auf die Ausführung vorläufig verzichtet werden. Ursprünglich war geplant, das Projekt nach einer Übergangsfrist von 3-5 Jahren zu realisieren, doch die Jahre gingen ins Land ohne dass das Vorhaben wieder aufgegriffen wurde.

 

Vor fünf Jahren wurde schliesslich zuhanden des Gemeinderates von einigen initiativen Gemeindebürgern eine Petition eingereicht, welche verlangte einen Projek- tierungskredit für die Planung einer neuen Mehrzweckhalle zu genehmigen.

Der Ringgenberger Gemeinderat nahm sich der Sache umgehend an und erfreulicherweise wurde vor vier Jahren an der Gemeindeversammlung der erforderliche Projektierungskredit gesprochen. Ein Wettbewerbsverfahren wurde vorbereitet aber bereits nach einigen Sitzungen mit der vorgesehenen Fachjury wieder abgebrochen. Die Bedenken der Behörden, dass die Kosten aus dem Ruder laufen würden und die Gemeinde zuwenig Einfluss auf das Projekt nehmen könnte war zu gross. Nach einem Einladungsverfahren unter Architekturbüros aus der Region wurde schliesslich im März 2011 der Amacher Architekten AG der Auftrag erteilt, auf Basis des ursprünglichen Projekts eine neue Mehrzweckhalle mit intergrierter Bühne zu planen.

 

Im Oktober 2011 wurde der notwendige Baukredit von 5’750’000.- Fr. für den Neubau der neuen Mehrzweckhalle genehmigt. Nach einer Planungsphase von vier Monaten konnte bereits am 26. März 2012 der Baustart mit dem ersten Spatenstich erfolgen. Nach einer intensiven Bauzeit von ca. 16 Monaten konnte das fertige Bauwerk Ende Juli schliesslich der Bauherrschaft übergeben werden und dieses wird nun bereits seit Mitte August von der Schule rege genutzt. Während der gesamten Bauzeit wurden 850 m1 Mikropfähle gebohrt und über 1000 m3 Beton, 80 to Armierungsstahl und 130 m3 Konstruktionsholz verarbeitet.

Mit dem grossen Einweihungsfest am 30. August soll die Bedeutung des Neubaus unterstrichen und das Gebäude der Bevölkerung der Gemeinde und der Region vorgestellt werden.

 

Architektur

 

Obwohl der Neubau ein beträchtliches Volumen von ca. 10’200 m3 SIA aufweist – eines der Grössten in der Gemeinde Ringgenberg – wird das effektive Volumen des Gebäudes durch die Anordnung der Nebenräume entlang der Nord- bezw. Südfassade der eigentlichen Halle optisch verkleinert und die sichtbare Höhe reduziert. Trotzdem sind die räumlichen Nutzungen aufgrund der Fassaden- gestaltung und Befensterung von aussen gut ablesbar.

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Durch die unterschiedliche Materialisierung der Hauptfassaden der Mehrzweckhalle (Faserzement-Plattenverkleidung) sowie der angegliederten Nebenräume (Kompakt- fassade verputzt) wurde eine gewollte optische Gliederung des grossen Baukörpers erreicht.

Durch die mutige – in Ringgenberg eher ungewohnte Farbgebung – mit den kräftig roten Fassadenplatten wird die spezielle Nutzung des Gebäudes gestalterisch unter- strichen. Der eigentliche Hallenbau verfügt über ein flach geneigtes Walmdach, auf welchem südseitig die Sonnenkollektoren für die Warmwasser-Erzeugung montiert wurden, die Nebenräume wurden mit schlichten Flachdächern versehen.

 

Durch einen einladenden, überdachten Zugangsbereich gelangt der Besucher in das grossflächig verglaste Foyer, welches dank der grosszügigen Abmessungen durchaus Platz für kleinere Anlässe oder Aperos bietet. Eine Aufwertung erhielt das Foyer zusätzlich durch das Werk der einheimischen Künstlerin K. Jaun, welche mit Ihrer Arbeit den „roten Faden“ mit Farbakzenten, römischer Jahrzahl und den beiden Gemeindewappen weiterzieht.

Eine filigran gestaltete Metalltreppe mit Glasgeländer führt vom Foyer aus direkt auf die Besuchergalerie von welcher aus man einen uneingeschränkten Ausblick über das aktuelle Geschehen in der Halle hat. Am Ende der Galerie befindet sich die Lüftungszentrale mit der gesamten Lüftungstechnik für die neue Halle.

 

Direkt ans Foyer angegliedert befindet sich die gut ausgestattete Küche, aus welcher die erwarteten Gäste der hoffentlich zahlreichen unterschiedlichen Anlässe bewirtet werden sollen. Dank der von einem Küchenbauer aus der Region nahezu professionell eingerichteten Küche können sich die Besucher auf feine Kost freuen. Eine direkte Verbindungstüre in die Halle sowie eine Ausgabetheke direkt ins Foyer sollen einen rationellen Servicebetrieb ermöglichen. Gegenüber der Küche gelangt man durch einen hellen Korridor zu den verschiedenen Garderobenräumen und Toiletten, sowie zum Seiteneingang zur Bühne. Ein zusätzlicher Ausgang führt direkt ins Freie zum angrenzenden Rasensportplatz.

 

Dank grosszügig verglasten Metallfronten erhält der Besucher bereits vom Foyer aus einen Eindruck der neuen ca. 500 m2 grossen Mehrzweckhalle. Über die grossen Fensterflächen längs der südlichen+nördlichen Fassade wird die Halle mit angenehmem Tageslicht durchflutet, ohne dass eine für die Nutzung im Turnbetrieb unerwünschte Blendwirkung zu befürchten ist. Die Längswände der Halle wurden komplett mit feingliedrigen Holzakkustikplatten verkleidet. Ebenfalls mit Holzplatten bezw. Akkustiktäfer verkleidet wurde die gesamte Hallendecke, in welcher die für den Turn- + Bühnenbetrieb notwendigen Installationen, die festen Turngeräte, Lüftungs- installationen sowie die Beleuchtung integriert sind. Durch das Öffnen der mobilen, 12.00 x 4.50 m grossen schalldichten Trennwand kann die Halle innert kürzester Zeit für den Bühnenbetrieb umgebaut werden.

 

Hinter der Trennwand kommt die ca. 125 m2 grosse, zweckdienlich ausgestattete Bühne zum Vorschein, welche mit neuster Technik für nahezu jegliche Art von Konzerten und Theatervorstellungen vorbereitet ist. Durch die passenden Anbauelemente kann die Bühne bei Bedarf zusätzlich noch um 3.00 m gegen den Saal vergrössert werden. Unterhalb des Bühnenbodens befinden sich sechs ausziehbare Bühnenwagen, auf welchen das gesamte Mobiliar der Mehrzweckhalle für Anlässe mit bis zu 500 Personen aufbewahrt wird.

 

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Südseitig längs der Halle sind der Requisitenraum mit Verbindungstüre zur Bühne sowie der Hauswartraum und die Geräteräume mit den für den Turnbetrieb notwendigen mobilen Spielgeräten angeordnet.

 

Haustechnik

 

Die Dämmungen der Gebäudehülle und die Installationen der Mehrzweckhalle wurden nach dem neusten Stand der Technik ausgeführt und entsprechen dem MINERGIE-Standard. Die für die Beheizung des Gebäudes und Bereitstellung des Brauchwassers notwendige Wärmeenergie wird mittels Fernleitung von der bestehenden Holzschnitzelheizung der benachbarten Schulanlage bezogen. Die für die hydraulische Trennung der Fernheizung notwendige Unterstation sowie der allgemeine Technikraum befinden sich im Untergeschoss unterhalb der Garderoben. Mittels einer auf der südlichen Dachfläche montierten ca. 40 m2 grossen Sonnen-kollektorenanlage kann ein Grossteil des für die Duschen benötigten Warmwassers erzeugt werden. Die für die Luftnachwärmung benötigte Heizwärme wird von der Unterstation über ein Rohrnetz zu den drei Lüftungsmonoblocks geführt.

Sämtliche Räume im Erdgeschoss einschliesslich MZ-Halle werden mittels einer im Unterlagsboden eingelegten Bodenheizung auf die gewünschte Raumtemperatur beheizt.

 

Dank

 

Wir möchten uns bei der Gemeinde Ringgenberg-Goldswil als Bauherrschaft und insbesondere beim Bauausschuss für den sehr interessanten Auftrag und die angenehme, konstruktive Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken. Ebenfalls danken möchten wir den beteiligten Fachplanern für Ihre Unterstützung im Planungsteam, der Imboden Architektur AG für die örtliche Bauleitung sowie allen Firmen und Handwerkern für die saubere, termingerechte Arbeit. Sie alle haben mitgeholfen, die neue Mehrzweckhalle zu einer Erfolgsgeschichte und zu einem Vorzeigebau in der Region werden zu lassen.

 

 

 

Ringgenberg, 30.08.13                                                Amacher Architekten AG / TR

 

 

 

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